Der Klimawandel wird aus indigener Sicht vollkommen anders betrachtet. Indigene schauen mit dem Blick auf die Energie und dem Wissen, dass alles miteinander verbunden ist und zusammenwirkt. Sie wissen, wie die Dinge entstehen und wieder vergehen.

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Bildlich hat es eine kanadische Indigene einmal so formuliert: der Klimawandel begann im 16. Jahrhundert, als die westlichen Kolonialisten begannen, Erze abzubauen, Wälder abzuholzen und das Wasser zu vergiften. Das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur war nicht mehr möglich.  Die Indigenen haben ihre Lebensgrundlage verloren und konnten nicht mehr im Einklang mit der Natur leben. Ihre soziale Struktur wurde zerstört. Mit „Klima“ meint sie sowohl das soziale Klima als auch die Atmosphäre in ihrem Lebensraum, die vorher im Gleichgewicht war und nun „vergiftet“ ist.

Darin zeigt sich, dass das soziale und zwischenmenschliche Gefüge in engem Zusammenhang mit den Handlungen und der Natur steht. Vergiftete Gedanken führen zu vergifteter Luft, Erde und Wasser. Nicht nur über die Handlungen, die daraus folgen, sondern auch die Gedanken selbst.

Sichtweise der Kogi

Bei der Denkweise der Kogi wird das am deutlichsten. Sie erinnern sich sehr gut an die ursprünglichen Gesetze des Lebens. Alles was existiert, ist diesen Gesetzen unterworfen. Weichen wir als Menschen von diesen Gesetzen ab, bringt das Universum früher oder später alles wieder ins Gleichgewicht, einfach weil es die Gesetze des Ursprungs gibt. Menschliches Fehlverhalten ist normal und findet überall statt, auch bei den Kogi. Als Mensch können wir über Ausgleichshandlungen selbst wieder für Ausgleich sorgen, über gute Gedanken, Gaben an die Natur, Dankbarkeit oder Verzeihen. Diese Verfahren sind in allen Kulturen und Religionen verankert. Leider haben sich die Religionen auch von dem ursprünglichen Gesetz entfernt, wenn sie die Natur ausklammern. Denn alles Lebendige besteht aus den Elementen und ist nach den Kogi aus der Verbindung von männlichem und weiblichem entstanden. Die Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft sind in allen Menschen, Tieren, Pflanzen und Steinen, im Regen, in der Sonne und im Mond. Wird also das Wasser vergiftet, wirkt sich das auf alles was existiert aus.

Ebenso entsteht alles aus der Verbindung von männlichem und weiblichem. Menschen, Tiere, Pflanzen und Steine, der Regen, die Sonne und der Mond. Auch wenn die Sonne als männlich angesehen wird, hat sie einen weiblichen Teil, ohne den sie nicht existieren würde.

Für den Menschen bedeutet das zum Beispiel, dass es ein Gleichgewicht gibt, wenn Mann und Frau harmonisch zusammenleben. Wollen Männer oder Frauen allein oder mit dem gleichen Geschlecht zusammenleben (also auch als Mönche oder Nonnen in einem Kloster), entsteht ein Ungleichgewicht im Gesamtgefüge des Seins.

Werden negative Gedanken über das Wasser gedacht (Was ja in Deutschland nicht ganz unüblich ist), verliert das Wasser an Reinheit und Lebendigkeit. Wenn negativ über die Frau gedacht wird, hat das Auswirkungen auf die ganze Natur, weil auch diese weiblich ist. Entsprechend stärker wirkt sich das auf die Natur aus, wenn Gewalt gegenüber Frauen ausgeübt wird. Das gilt genauso umgekehrt, wenn schlecht über Männer gedacht wird oder Gewalt gegen Männer ausgeübt wird. Nach den Kogi kann das Naturkatastrophen auslösen.

So sind Naturkatastrophen eine direkte Auswirkung von negativen Gedanken und Handlungen, die nicht im Einklang mit den Ursprungsgesetzen sind.

Genauso findet sich diese Sichtweise bei vielen alten Kulturen, die tief mit der Natur verbunden sind. Aber auch die alte Ayurveda Schrift Charaka Samhita oder Hildegard von Bingen erklären Naturkatastrophen so.

Ayurveda – Charaka Samhita

Im Kapitel 4 der Charaka Samhita, Vimana Sthana, geht es um die Bestimmung der spezifischen Merkmale der Zerstörung von Gemeinschaften. So entstehen zum Epidemien, wenn das Wasser, die Luft und die Erde verschmutzt sind und die Nahrung und Heilkräuter ihre Kraft verloren haben.

„Obwohl eine Gemeinschaft in Bezug auf die Konstitution und andere Eigenschaften ihrer Individuen unterschiedlich sein mag, gibt es andere gemeinsame Faktoren, die oft nachteilig beeinflusst werden, was zum gleichzeitigen Ausbruch von Krankheiten mit ähnlichen Symptomen führt, die Gemeinschaften zerstören. Die gemeinsamen Faktoren, die die Masse der Bevölkerung beeinflussen, sind Vayu (Luft), Udaka (Wasser), Desha (Land) und Kala (Jahreszeit).“

„Eine Zeit wird als unheilsam bezeichnet, wenn sie Eigenschaften aufweist, die dem Normalen entgegengesetzt sind oder übermäßige oder mangelhafte Eigenschaften aufweisen (z.B. zu früher Regen, zu wenig Regen, übermäßig heiße Sommer oder kalte Winter, usw.). Diese vier Umweltfaktoren, die auf die oben genannte Weise beeinflusst werden, können als die Art betrachtet werden, die Epidemien verursachen.“

Die Grundursache für die Verunreinigungen ist die Ungerechtigkeit. Verstöße gegen die Gesetze des Lebens können aus Handlungen in diesem oder vergangenen Leben stammen. Wenn die herrschenden Oberhäupter aus diesen gedanklichen Irrtümern handeln, wirkt sich das auf das gesamte Volk aus. So verschwinden die rechtschaffenen Handlungen in der gesamten Gemeinschaft. Auch die Naturgeister verlassen die Menschen und das beeinträchtigt die Ernte. Schließlich verändert sich der Verlauf der Jahreszeiten.

Kriege können entstehen, wenn Gier, Zorn und Anhaftung überhand nehmen und die Schwachen missachtet werden.

Trotz dieser ungünstigen Faktoren werden diejenigen Personen keine Schwierigkeiten haben, die im Besitz von rechtzeitig beschaffter starker Nahrung und Kräuter sind.

Hildegard von Bingen

In ihren Visionen hat Hildegard von Bingen ebenfalls von verschmutzen Elementen gesprochen (Liber vitae meritorum, III Klage der Elemente):

„Und ich hörte, wie sich die vier Elemente mit einem wilden Geschrei bei Gott beklagten: ‚Wir können nicht mehr laufen und unsere Arbeit nach unserem Auftrag erfüllen, denn die Menschen kehren uns mit ihren schlechten Taten wie in einer Mühle von unten nach oben. Wir stinken schon wie die Pest und vergehen vor Hunger nach Gerechtigkeit. Der Mensch ist ein Rebell. Er liegt quer zur Schöpfung. Er zerreißt die Schöpfung in ihre Einzelteile und vergisst seinen Schöpfer und hat keine Freude mehr an der Schöpfung.‘

Gott aber antwortet ihnen:

‚Mit meinem Besen will ich euch reinigen und die Menschen so lange heimsuchen, bis sie sich wieder zu mir wenden. Mit den Qualen derer, die euch verunreinigt haben, will ich euch reinigen, sooft ihr besudelt werdet. Doch nun stinken alle Winde wie Moder, und die Luft ist verschmutzt, sodass die Menschen nicht einmal mehr wagen, den Mund aufzumachen. Seht ihr mich denn nicht mehr bei Tag und bei Nacht? Seht ihr mich denn nicht, wenn ihr sät und die Saat aufgeht? Jedes andere Geschöpf erkennt seinen Schöpfer, nur der Mensch ist ein Rebell.“

Quelle:
https://wegwahrheitleben.wordpress.com/2011/03/16/vision-der-hl-hildegard-von-bingen/
Heinrich Schipperges, Hildegard von Bingen und ihre Impulse für die moderne Welt, 1984, S. 16, PDF

Persönliche Erfahrung

Aus eigener Erfahrung sehe ich immer wieder, dass die Natur auf menschliche Handlungen reagiert. Regelmäßig gibt es in Ritualen wie einer Vollmondzeremonie oder einem Dankesritual direkte Reaktionen aus der Natur, sei es, dass ein Uhu in Frankfurt über den Feuerplatz fliegt oder Rehe tagsüber nach einem Despacho Ritual für die Erde erscheinen. Auch bei der schamanisch-energetischen Ausbildung klärt sich oft die Atmosphäre an dem Ort oder sogar in der Region im Verlauf eines Wochenendes. Die Erde freut sich über die innere Arbeit.

Was können wir tun?

Das führt uns dazu, wie wir mit den Natur- und Klimaphänomenen umgehen können. Es sind vor allem zwei Dinge, die wir tun können: 1. gute Gedanken und Handlungen pflegen und 2. Ausgleichshandlungen vornehmen.

Zu 1.: Gute Gedanken pflegen bedeutet, gut über alle anderen Menschen zu denken, gut über die Natur und gut über die Elemente, auch den Regen! Das ist natürlich schnell formuliert, braucht in der Praxis Übung. In unserer Gesellschaft gibt es in vielen Bereichen Gewohnheiten, negativ über andere oder bestimmte Dinge zu sprechen. Sei es über das Wetter, den Nachbarn oder die Politik. So ist dies ein Weg, der jeden Tag neu beginnt und mit jedem Schritt einfacher wird. Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass die Streits im Leben weniger werden mit dieser Praxis. Im Yoga heißt es, ist Gewaltlosigkeit in dir fest verankert, hört Gewalt in deinem Umfeld auf. So beginnen wir uns gegenseitig zu unterstützen.

Zu 2.: Ausgleichshandlungen können verschiedene Formen annehmen. Eine Möglichkeit ist, zu verzeihen. Entweder innerlich für sich oder mit anderen zu sprechen und sich so zu verzeihen. Eine andere Möglichkeit ist, sich für die erhaltene Nahrung und Dinge gedanklich oder über kleine Rituale zu bedanken. So kannst du von dem Essen etwas bewusst an die Natur zurückgeben (auch die guten Früchte oder Tiere füttern) oder der Erde gute Gedanken senden für die Technik, die du besitzt. Hierzu reicht es diese Gedanken kurz, aber fokussiert zu formulieren. Die Natur wird diese Gedanken und Gebete hören und so gestärkt werden. Auch jede innere psychische Arbeit oder Meditation, die zu innerem Frieden führt, ist eine Ausgleichshandlung.

Die Q‘eros in Peru vermitteln derzeit ein Ritual um die Erde zu nähren, das Pachamama Ritual. Ihrer Ansicht nach schenken ihr derzeit zu wenig Menschen Aufmerksamkeit. Über das Pachamama Ritual wird Mutter Erde ein „Essen gekocht, das ihr schmeckt“. Das ist im Moment sogar wichtiger als persönliche Heilung, um weitere Naturkatastrophen zu verhindern.

Laut den Kogis haben die Elemente jetzt die Erlaubnis bekommen, mit der Reinigung der Erde zu beginnen. Wir können diese Reinigung durch unser Verhalten, durch gute Gedanken und Ausgleichshandlungen, noch abmildern.

Reinigung und Ausgleich – Was wir laut Kogi tun können

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Mehr Informationen

Botschaft der Mamos und Sakhas des indigenen Volkes der Kogi / Kággaba aus Kolumbien für die aktuelle Zeit. (Jan 2025), www.cosmovision-europe.com