Loslassen ist ein Begriff, der auf verschiedene Weise gedeutet und angewandt werden kann. Damit das Loslassen zu einem befreienden, erleichternden Erlebnis wird möchte ich ein paar Erläuterungen geben, die für das Loslassen in jeder Lebenslage, sei es im Alltag oder in der Meditation, hilfreich sind.

Kontrolle aufgeben
Loslassen kann synonym mit Zulassen verwendet werden. Loslassen oder Zulassen bedeutet die Kontrolle aufzugeben. Kontrolle von Gefühlen bietet eine vermeintliche Sicherheit, die jedoch gleichzeitig den Lebensfluss behindert. Wenn ich meine Angst, Wut oder Traurigkeit kontrolliere und nicht zulasse, bleibt sie da wo sie ist. Vor allen Dingen die Angst wird größer und nicht wie gewünscht kleiner, wenn man sie in eine Ecke des Bewusstseins stellt. Der erste wichtige Punkt ist also die Kontrolle aufzugeben. Wie ein Vogel in der Hand, möchte das, was ist, freigelassen werden.

Vorannahmen aufgeben
Der zweite Punkt, der die befreiende Wirkung verstärkt, ist Vorannahmen aufzugeben. Eine Vorannahme kann zum Beispiel eine Bewertung sein, etwas sei gut oder schlecht. Oder ich glaube, dass etwas einer Funktion dient. „Weinen ist gut“ kann so eine Vorannahme sein. Oder „Wenn ich weine, dann geht es mit besser“. Nun, mal kann Weinen hilfreich sein, mal nicht. Wenn also das Bedürfnis zum Weinen da ist, ist es erstmal nur da. Sonst nichts.

Empfindungen geschehen lassen
Der dritte wichtige Punkt ist Empfindungen geschehen lassen. Das bedeutet, das, was ist, zu erfahren, ohne es zu kommentieren. Im ersten Moment kann es sein, dass sich die Empfindungen intensivieren. Der Schmerz, die Angst, oder was auch immer, größer wird. Dann werden Feinheiten sichtbar und schließlich lösen sich seine Grenzen auf – und die Empfindung verschwindet.

Nicht konzentrieren, nur wahrnehmen
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Konzentrieren und Wahrnehmen. Konzentration bedeutet, die Wahrnehmung auf eine Sache einzuengen. Wenn ich nur wahrnehme, oder aufmerksam bin, kann ich offen werden für eine große Bandbreite von Erfahrungen. Und ich kann eine Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen und vermeintlich gegensätzlichen Empfindungen wahrnehmen.

 

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